Vom Azubi zum Stuckateurmeister - Ein Gastbeitrag von Jonas Beckmann
Liebe Leser des Stuck-Belz Blogs,
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Eine Stuckdecke entsteht (Köln, 10.2013) |
mein Name ist Jonas Beckmann, ich bin nun 23 Jahre alt und
inzwischen Meister im Stuckateurhandwerk. Ich möchte diese Plattform nutzen, um
mit meinem ehemaligen Ausbilder Michael Christmann Werbung für den Beruf des
Stuckateurs zu machen. In vier Jahren ist inzwischen viel passiert und ich
blicke in diesem Eintrag zurück auf die Ausbildung zum Gesellen sowie zum
Meister und auf zwei Jahre im Nationalteam der Stuckateure, um hoffentlich
junge Menschen für unseren Beruf und das Handwerk zu begeistern!
Die Ausbildung zum Stuckateur bei Stuck-Belz:
Meine Ausbildung zum Stuckateur beginnt am 01.09.2012. Zuvor habe
ich ein Praktikum in der Firma Stuck Belz absolviert, um einen Eindruck vom
Baustellenalltag sowie der Tätigkeiten zu bekommen. Ich muss dazu sagen, dass
mir das nicht völlig unbekannt war. Ich bin in einem befreundeten
Stuckaterbetrieb, der Firma Sieg-Stuck Beckmann GmbH unter der Leitung meines
Vaters aufgewachsen. Die besondere Ausrichtung auf Stuckarbeiten in der Firma
Belz war jedoch auch für mich Neuland und hat mich unfassbar fasziniert. Man
kann auf jeden Fall sagen, dass ich von dem Moment an Feuer und Flamme für den
Beruf des Stuckateurs war! Da man zu Beginn der Ausbildung
fast ausschließlich in der Berufsschule sowie in der überbetrieblichen
Ausbildungsstätte unterrichtet wird, ist die Schulklasse auch ein wichtiger
Faktor einer guten Ausbildung. In meinem Fall habe ich gute Freunde gefunden
und die gemeinsamen Arbeiten und der Austausch über die Arbeit motiviert einen
immer wieder in der Berufswahl. Dieselbe Begeisterung aber auch die selben
Probleme schweißen zusammen. Nicht zuletzt hat man mit Stuckis einfach eine
Menge Spaß- sagen auch die Lehrer ;) !
Meine Lieblingsbaustelle
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Fassadensanierung (Bonn 04.2013) |
Als Lieblingsbaustelle würde ich ein Projekt bezeichnen, das ich
von Anfang an verfolgen konnte und an dem ich vom Abriss bis zum Anstich bei
allen Arbeitsschritten mitgewirkt habe, nämlich unsere Baustelle an der
Meckenheimer Allee in Bonn. Kurz zusammengefasst wurde die Arbeit eines
Vorunternehmers nicht fachgemäß ausgeführt und in der Bauphase abgebrochen. Die
aufwendige und vollständige Fassadensanierung wurde dann von uns wieder von
Neuem begonnen. An keiner Baustelle habe ich so viel gelernt, weil hier
verschiedenste Fertigkeiten gefordert wurden. Vom Abformen und Gießen von
Konsolen und Schmuckbändern über das Anfertigen von Gesimsen vor Ort bis hin
zum Ziehen von Fenstergewänden war hier alles gefragt! Eine Arbeit, die mich
jetzt noch nach Fertigstellung sehr stolz
macht, da sie meiner Meinung nach die schönsten Tätigkeiten des Stuckateurs
vereint.
Die Stuckwerkstatt bei Stuck-Belz
Ein weiterer Ort, der einen Azubi fasziniert, ist die
Stuckwerkstatt der Firma Belz. Ein 12m langer Zugtisch aus Marmor, eine Wanne,
um Hohlkehlenprofile zu ziehen, und ein unfassbar ergiebiges Archiv von Formen,
das gefühlt die kompletten Fassaden der Bonner Südstadt beinhaltet, lassen das
Herz eines Stuckateurs höher schlagen. Ich kann eine Besichtigung nur wärmstens
empfehlen!
Man kann Lieblingsbaustellen oder das schönste Werkzeug haben, am
allerwichtigsten sind jedoch die Mitarbeiter, die einen ausbilden. Auch hier
habe ich mich besonders gut aufgehoben gefühlt! Mit meinen ehemaligen Kollegen
stehe ich auch nach wie vor in Kontakt! Ein Arbeitsklima,
das für einen Azubi super Vorraussetzungen schafft. Danke!
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Exkursion mit dem Nationalteam (Berlin 06.2015) |
Nach der Gesellenprüfung ins Nationalteam der Stuckateure
Meine Ausbildung konnte ich durch gute Noten auf zwei statt drei
Jahre verkürzen und die waren schnell um. Mit meinen Klassenkollegen standen
wir vor unseren Gesellenstücken und warteten gespannt die Bewertung ab. Darauf
folgte der Abriss und schnell fragte man sich, wie geht es jetzt weiter? Mein
Ausbilder in der überbetrieblichen Ausbildung Stefan Fuchs gab mir den Rat an
einem sogenannten „Contest“ für Junggesellen und Junggesellinnen im
Stuckateurhandwerk teilzunehmen. Ziel war es, die Jury des Nationalteams der
Stuckateure von seiner Leistung zu überzeugen, um sich für das Team zu
qualifizieren. Das ist mir in Düsseldorf 2014 gelungen und die Mitgliedschaft
hat meinen Berufsalltag von nun an geprägt! An dieser Stelle darf ich das
Nationalteam der Stuckateure kurz vorstellen.
Was ist das Nationalteam der Stuckateure?
Es wurde durch den Bundesfachverband der Stuckateure ins Leben
gerufen und hat verschiedene Ziele. Zum Einen wird aus dem Nationalteam,
welches aus zehn Jungesellen/-innen besteht ein Teilnehmer für die World- und
Euroskills gestellt. Hier konnten wir in den letzten Jahren einige Titel
verbuchen. Zur Zeit ist Deutschland Europameister mit Valmir Dobruna und Marc
Armbrüster, sowie Vize-Weltmeister mit Lukas Prell! Ein Aushängeschild für das
Handwerk und ebenso für die duale Ausbildung in Deutschland, die beweist, dass
man im internationalen Vergleich besonders gut aufgestellt ist.
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Werkstück, Ausscheidungswettbewerb FAF in München (03.2016) |
Des Weiteren hat das Nationalteam die Aufgabe Werbung für den
Beruf des Stuckateurs zu machen. Das kann im eigenen Ausbildungszentrum aber
auch auf Weiterbildungsmessen und Werbeständen sein. Meine eigene Erfahrung
zeigt, dass wir es geschafft haben, Eindruck zu hinterlassen. Das geschieht
übrigens auch dank der bedruckten Autos, die jedes Mitglied während der
zweijährigen Mitgliedschaft zur Verfügung gestellt bekommt.
Zuletzt knüpft man im Nationalteam aber auch Freundschaften und
Kontakte für die Zukunft. Man verbringt sehr viel Zeit miteinander und bildet
sich bei diversen Lehrgängen fort. Techniken, die schon fast in Vergessenheit
geraten, werden so noch vermittelt.
Ausbildung zum Stuckateurmeister
Während dieser Zeit habe ich außerdem die Weiterbildung zum
Stuckateurmeister in der Meisterschule Arnsberg begonnen. Um den Titel des
Meisters zu führen, muss man Prüfungen in vier verschiedenen Ausbildungsteilen
ablegen. Dazu zählen die theoretische und die praktische Prüfung, die ich nach
sechs Monaten Vollzeit-Kurs hinter mich bringen konnte. Die Zeit in Arnsberg
war für mich sehr prägend. Ich habe in dieser Zeit vor Ort gelebt und mich sehr
intensiv mit dem Gewerk beschäftigt. Eine Zeit, an die ich mich sehr gerne
zurück erinnere, besonders dank der Kollegen, mit denen ich die Prüfungen
bestritten habe. Als ehemaliger Meisterschüler unter der Ausbildung von Oliver
Hartmann ist man nach wie vor Teil der Meisterschule und trifft sich zu
jährlichen Feiern in der Stuckwerkstatt.
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Das Meistersück (04.2015) |
Teil 3 und 4, die Ausbildung zum Fachkaufmann und die
Ausbildereignungsprüfung, konnte ich anschließend in Bonn absolvieren.
Von diesem Zeitpunkt an habe ich als Stuckateur in der Firma
meines Vaters gearbeitet. Hier konnte ich auch weiterhin an sehr interessanten
Projekten arbeiten, zum Beispiel an Objekten, die später den Bonner
Fassadenpreis gewinnen konnten.
Nachdem ich mich im März 2016 leider nicht für die Teilnahme an
den Euro Skills in Göteborg qualifizieren konnte, beschloß ich, mich für das
Studium der Architektur in Düsseldorf zu bewerben. Nach bestandener
Eignungsprüfung habe ich im September 2016 das Studium aufgenommen und bin
bisher sehr begeistert. Mit einer Ausbildung im Handwerk ist man hier sehr gut
vorbereitet und aufgestellt. Mein persönliches Ziel ist es, die Zeit zu nutzen,
um Erfahrungen zu sammeln, neue Eindrücke zu gewinnen und vielleicht sogar, um
in Zukunft die Qualifikation eines Architekten mit dem Handwerk des Stuckateurs
zu verbinden.
Gastbetrag von Jonas Beckmann
Ehrenurkunde der Handwerkskammer zu Köln für Stuck-Belz
Lieber Jonas vielen Dank für Deinen Beitrag, ich bin stolz darauf einen Teil Deiner bisherigen Ausbildung mitgestaltet zu haben. Mein Dank gilt auch meinen Mitarbeitern, ohne die dies alles nicht Möglich gewesen wäre. Michael Christmann, November 2016